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Patientenleitlinie

Die Patientenleitlinie Osteoporose wurde gemeinsam vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V. (BfO) und dem Dachverband Osteologie e. V. (DVO) herausgegeben.
Sie fasst die wichtigsten Inhalte der aktuellen medizinischen Leitlinie in leicht verständlicher Form zusammen und richtet sich speziell an Betroffene und Interessierte.

Sie bietet einen kompakten Überblick über das Basiswissen zur Osteoporose – von der Erklärung der Erkrankung über Risikofaktoren und Diagnostik bis hin zu Therapie und Prävention. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, ihre Erkrankung besser zu verstehen, Behandlungsoptionen einzuordnen und gemeinsam mit dem ärztlichen Team gut informierte Entscheidungen zu treffen.

Osteoporose erkennen

Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der vor allem mit zunehmendem Lebensalter Knochensubstanz verloren geht und dadurch die Knochen an Stabilität verlieren und leichter brechen können.

Osteoporose verläuft oft unbemerkt. Im weiteren Verlauf kann es dann zu Rückenschmerzen oder Verkrümmungen der Wirbelsäule kommen. Oft macht sie sich auch erst durch einen Knochenbruch bemerkbar. Sicher diagnostizieren lässt sich Osteoporose nur durch eine Knochendichtemessung (DXA).

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird bei Ihnen eine Anamnese erheben, um eventuelle Risikofaktoren für Osteoporose festzustellen. Die endgültige Diagnose erfolgt dann vor allem durch die Zusammenschau aus Messung der Knochendichte in Kombination mit einer Laboruntersuchung des Blutes und einem Röntgenbild.

Ja, auch Männer können Osteoporose entwickeln, besonders im höheren Alter oder bei bestimmten Risikofaktoren.

Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten einer Knochendichtemessung in medizinisch begründeten Fällen, wie z. B. nach einem Knochenbruch ohne adäquates Trauma, bei Änderungen in der Therapieentscheidung oder entsprechenden sonstigen Risikofaktoren.

Wichtig ist, dass Angehörige sensibilisiert sind und auf Warnzeichen wie Frakturen ohne adäquates Trauma achten. Im Zweifel sollte dann den möglicherweise Betroffenen immer ein Besuch beim Osteologen DVO empfohlen werden. Auch können Angehörige helfen, die regelmäßige Einnahme der Medikamente zu begleiten. Allzu oft werden Medikamente vergessen oder auch ignoriert. Nur die regelmäßige Einnahme der Medikation hilft tatsächlich. 

Wann bin ich gefährdet

Alter, erbliche Veranlagung, gewisse chronische entzündliche Erkrankungen, Bewegungsmangel, Rauchen, Untergewicht, Vitamin-D- und Kalziummangel oder bestimmte Medikamente (z. B. Kortison) erhöhen das Risiko.

Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über eine Knochendichtemessung und lassen Sie Ihre Risikofaktoren überprüfen.

Ja, auch jüngere Frauen können erkranken – etwa durch Hormonstörungen, Untergewicht oder bestimmte Medikamente.

Knochenbrüche bei Osteoporose

Häufig brechen Wirbelkörper, Oberschenkelhals und Unterarm.

Wenn ein Knochen ohne klares Unfallereignis oder schon bei kleiner Belastung bricht, kann das ein Hinweis auf Osteoporose sein.

Unbehandelte Osteoporose kann schwerwiegende Folgen haben. Durch die zunehmende Brüchigkeit der Knochen kommt es häufiger zu Frakturen – insbesondere an Wirbelsäule, Handgelenk und Oberschenkelhals. Diese Brüche führen oft zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einem Verlust an Selbstständigkeit. Besonders kritisch ist eine Oberschenkelhalsfraktur im höheren Alter: Ab etwa 75 Jahren überlebt rund jede fünfte betroffene Person das folgende Jahr nicht.

Wie wird eine Osteoporose behandelt

Eine Osteologin bzw. ein Osteologe oder erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte können die richtige Diagnose stellen und eine Behandlung durchführen.

Eine Person mit der Zusatzqualifikation „Osteologe DVO“ ist eine sehr zeitaufwendig und intensiv geschulte ärztliche Fachkraft für Knochenkrankheiten, die vom Dachverband der osteologischen Gesellschaften zertifiziert wurde.

Neben Bewegung, Ernährung und Vitamin D gibt es Medikamente, die den Knochenabbau bremsen oder den Knochenaufbau fördern. Ab einem bestimmten Stadium der Erkrankung ist eine Therapie mit Medikamenten zwingend erforderlich, um ein weiteres Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.

Ja, eine Behandlung kann auch nach einem Bruch weitere Frakturen verhindern und die Lebensqualität verbessern.

Nicht immer – manchmal reichen Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit Calcium, Vitamin K, Vitamin B, Folsäure und Vitamin D aus. Bei höherem Risiko oder nach Frakturen sind Medikamente jedoch wichtig.

Eine Behandlung mit Medikamenten wird meist empfohlen bei osteoporotischen Wirbel- oder Oberschenkelhalsbrüchen sowie bei einer längerfristigen, hochdosierten Kortisontherapie. In allen Fällen richtet sich die Wahl des Medikaments nach dem individuellen Frakturrisiko, das mithilfe eines speziellen Frakturrisikomodells berechnet wird.

Die Therapieschwelle wird mithilfe eines Frakturrisikomodells berechnet, in das neben dem Ergebnis der Knochendichtemessung noch weitere Kriterien wie z. B. ein bereits stattgehabter Knochenbruch eingehen. Sie ist ein festgelegter Grenzwert für das Risiko, in den nächsten Jahren einen Knochenbruch zu erleiden. Wird dieser Wert überschritten, empfehlen die Leitlinien den Beginn einer medikamentösen Behandlung. In Abhängigkeit von der Therapieschwelle erfolgt auch die Wahl der Medikamente.

Osteoklasten bauen Knochen ab, Osteoblasten bauen neuen Knochen auf – beide arbeiten normalerweise im Gleichgewicht.

Diese Medikamente bremsen die Osteoklasten und damit den Knochenabbau und machen die Knochen dadurch wieder stabiler.

Diese Medikamente regen den Knochenaufbau an und helfen, neue Knochenmasse zu bilden.

Eine Osteoporose muss meist über viele Jahre, oft dauerhaft, behandelt werden. Die Therapie schützt Ihre Knochen und verringert das Risiko für neue Brüche – ein Absetzen der Medikamente darf deshalb nur in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen.

Osteoporose ist nicht heilbar, aber sie lässt sich gut behandeln. Mit den passenden Medikamenten kann der Knochenabbau gestoppt bzw. verlangsamt und sogar wieder neuer Knochen aufgebaut werden. Dadurch lässt sich das Risiko für weitere Brüche deutlich senken.

Nein – Osteoporose lässt sich durch Ernährung und Bewegung allein nicht sinnvoll behandeln. Eine diagnostizierte Osteoporose muss ab einem bestimmten Stadium gemäß der offiziellen Leitlinien mit spezifischen Medikamenten behandelt werden. Nur so kann ein weiterer Knochenabbau gestoppt oder sogar neues Knochengewebe aufgebaut werden. 
 Eine knochenfreundliche gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind aber ergänzend trotzdem wichtig, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen.

Infomaterial

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